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The Everest Journal

von Theresa DiMartini November 13, 2021 3 Minuten Lesezeit

panerai lume
Bildquelle @watch_out_germany (Instagram)

Geschichte

Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts erkannt wurde, dass das radioaktive Material Radium die Eigenschaft der Lumineszenz besitzt, wurde dies bald darauf für taktische Messinstrumente genutzt. Prägend war hier der Einsatz der LeuchtmasseRadiomir,einer wichtigen Erfindung in der interessanten Geschichte von Panerai, welches auf Kompassen und Uhren für die Kampftaucher der italienischen Marine eingesetzt wurde. Für diese war es besonders praktisch, die Instrumente unter Wasser oder im dunkeln ablesen zu können.

Die Leuchtmasse setzte sich damals aus dem selbstleuchtendem Element Radium und Zinksulfat zusammen. Das Radium wurde ergänzt, da die Kombination beider Stoffe bessere Leuchteigenschaften gewährleisteten und man weniger vom gesundheitsschädlichen Radium verwenden konnte. Nicht unerwähnt soll in diesem Zusammenhang der tragische Tod einiger Uhrmacher bleiben, die ihr Leben durch den häufigen und engen Kontakt mit radioaktiven Materialien auf Uhren ließen. 

Nach diesen Ereignissen und Fortschritten in der Wissenschaft bei der Erforschung radioaktiver Elemente wurde das verwendete Radium in den 60er Jahren durch Tritium ersetzt. Dies ist zwar ebenfalls radioaktiv, aber vergleichsweise unschädlicher als Radium. Der Einsatz von Tritium wurde auf den Zifferblättern meistens durch ein “T” deutlich gemacht, beispielsweiseT-Swiss-ToderSWISS - T< 25,wie es bei Panerai oder Rolex üblich war. Tritium hatte allerdings eine wesentlich kürzere Halbwertszeit, was zu einer Verkürzung des Leuchteffekts führte und dafür sorgte, dass die Leuchtmasse vieler vintage Uhren Alterungseffekte zeigen. Dies macht sich durch eine gelbliche oder bräunliche Patina auf der Leuchtmasse bemerkbar. Tritium wurde bis in die 90er Jahre hinein verwendet und weiterentwickelt, nachdem es allmählich durch Tritiumgas und später durch nichtradioaktive Materialien ersetzt wurde.

rolex watch in a hand

Bildquelle @watchextremist (Instagram)

Eine wahre Revolution war daher die Entwicklung des LeuchtstoffesLuminovabzw.Super Luminova.Diese Materialien leuchten als photolumineszente Leuchtmassen zwar nicht von selbst, konnten aber mittels externer Energiezufuhr zum leuchten gebracht werden. Der Leuchteffekt ist zudem wesentlich stärker als bei den zuvor verwendeten radioaktiven Leuchtmassen und er weist keine Abnutzungserscheinungen auf. Außerdem kann die Leuchtfarbe von den Herstellern frei gewählt werden. Besonders beliebt sind grün, blau oder auch orange. Ein Nachteil ist natürlich, dass der Effekt des Leuchtens sich bei Dunkelheit stetig verringert. Heutzutage wird die Basis von Super Luminova weitestgehend in den aktuellsten Uhren verwendet. 

Vergleich

Spannend wird es, wenn verschiedene Hersteller die gleiche Basis für ihre Leuchtmasse verwenden und diese entsprechend ihrer eigenen Vorstellungen und Ansprüche weiterentwickeln bzw. weiterentwickeln lassen. Das beispielsweise von Panerai verwendete SuperLuminova X1, SeikosLumiBriteoder RolexChromalightbestehen praktisch aus den gleichen chemischen Basis Bestandteilen. Doch worin unterscheiden sich die unterschiedlichen Ansätze?

Beginnen wir bei der Marke, die vor 70 Jahren zum ersten Mal die LeuchtmasseLuminoreinsetzte. Während diese damals auf radioaktiven Materialien basierte, wird bei der PAM1117 (bzw. den Schwestermodellen 1118 und 1119) zum Jubiläum eine Variante der Super Luminova eingesetzt: Die sogenannte Super Luminova X1. X1 steht dabei für eine Weiterentwicklung des Basis Leuchtstoffes, welches die höchste Qualitätsstufe bildet. Die Qualitätsstufen unterscheiden sich wiederum in der Nachleuchtkraft, der Leuchtdauer und der Empfindlichkeit bei Aktivierung der Leuchtmasse. Panerai typisch findet diese imSandwichunterhalb des Zifferblattes Platz, was den Vorteil mit sich bringt, dass die Leuchtmasse auf eine speziell dafür geeignete Oberfläche aufgebracht werden kann und nicht länger auf die Eigenschaften des Zifferblattes geachtet werden muss. Besonders bei diesen drei Modellen hervorzuheben, ist die Verwendung von Leuchtmasse um das Zifferblatt herum, auf dem Kronenschutzbügel und sogar in den Nähten des Armbands.

panerai watch lume

Bildquelle &Panerai

DasLumiBritevon Seiko zeichnet sich durch eine hohe Empfindlichkeit aus. Bereits nach 10 Minuten Einwirkung von künstlichem oder natürlichem Licht leuchtet sie für 3 bis 5 Stunden. Auch die Intensität des Leuchteffektes ist höher als bei anderen Leuchtfarben. Besonders schön sind bei Seiko dieLumibrite dials,bei denen das gesamte Zifferblatt mit Leuchtmasse überzogen ist und die Indexe und Zeiger nicht leuchten. Das bildet einen schönen Kontrast bei wesentlich mehr Leuchtfläche.

seiko lume

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Weiter geht es mit dem seit 2008 eingesetztenChromalightvon Rolex. Zu welchem Grad Rolex tatsächlich selbst Hand an der Weiterentwicklung von Super Luminova anlegt, ist der Öffentlichkeit aktuell nicht bekannt. Die hier eingesetzte Leuchtmasse ist jedoch besonders leistungsfähig. Wenngleich die Intensität geringer gehalten wird, liegt die Leuchtdauer schon bei kurzer Bestrahlung bei über 8 Stunden. Das liegt unter anderem daran, dass der weniger intensiv leuchtende blaue Farbton verwendet wird, anstelle eines grünen. Insgesamt soll die Leuchtdauer trotzdem doppelt so lang sein, wie bei der Standard-Leuchtmasse. 

rolex lume

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Die unterschiedlichen Herangehensweisen der Hersteller lassen Raum für Kreativität, Weiterentwicklung und Individualisierung. Welche Herangehensweise die beste ist und welche Leuchtmasse zu bevorzugen wäre, kann hier dahinstehen. Ein dahingehender Vergleich ist aufgrund der unterschiedlichen Eigenschaften der Massen, Ausprägungen oder Farben schwierig. Zudem vereinen die Uhrenhersteller in ihrer Vielfalt an Modellen und Leuchtmitteln die Abwägung aus Qualität, Charakter und Preis - die Entscheidung liegt demnach (wie immer) beim Träger. Hier gilt: Die Uhr, die man selbst am Handgelenk trägt, ist doch sowieso die beste...



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