Für uns Uhrsammler ist das Hobby weitaus mehr als das Recherchieren, Kaufen und Tragen von Uhren. Es ist eine Anhäufung von Erfahrungen, die jeder Sammler individuell erlebt. Dabei begibt man sich auf eine Reise, die sich vor allem im Geschmack und den persönlichen Präferenzen bemerkbar macht.
Die Reise startet irgendwo und scheint nie enden zu würden, oder doch? Die Frage, ob eine sogenannte Exit-Watch existiert, bleibt für die allermeisten weiterhin ungeklärt. Mit dem Ticken der Uhr durchläuft auch ihr Träger verschiedene Phasen. Die Vielfalt der Uhrenwelt, in der man nie auslernt, wird erkundet. Aber was genau sind diese "Phasen" und gibt es sie wirklich? In diesem Artikel versuchen wir diese einzugrenzen.
Die Einstiegsdroge
Sei es ein G-Shock, die man zum 13. Geburtstag geschenkt bekommen hat oder eine Submariner, die man sich zur Geburt des ersten Kindes gönnt, irgendwann -früher oder später- war es so weit. Für viele ist eine Armbanduhr einfach nur eine Uhr; nicht für uns Sammler. In dieser Phase wird das Interesse an Uhren und Zeitmessung erst so richtig geweckt. Man fängt an sich zu erkunden und verschiedene Marken, Werke und deren Geschichte kennenzulernen. Dabei erkennt man sofort, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist... Die Überzeugung, dass eine Uhr ausreichend sei, wird sehr schnell überdacht. Ohne es zu merken, ist man bereits auf der Such nach der nächsten Uhr.
Entdeckungstour
Mit dem tieferen Eintauchen in die neue Faszination beginnt die Phase der Entdeckung. Man entdeckt täglich neue Marken, Modelle und Preisklassen. Man lernt vieles über Komplikationen, Uhrwerke, technische Spezifikationen und Geschichte der Uhren. Dabei erweitert sich das eigene Vokabular um viele neue Begriffe, wie beispielsweise Lume, Lünette, Handaufzug, Flyback-Chronograph, Chronometer, sowie unzählige Referenznummern obendrauf. Man eignet sich tiefgründigeres Wissen an.
Die erste Uhr ist meist sehr prägend im späteren Verlauf. Wessen erste Uhr eine Tauchuhr war, präferiert höchstwahrscheinlich Diver, zumindest anfangs. Und somit hat man genug Wissen, um die nächste Uhr zu kaufen.
Sammlung erweitern
Mit der Zeit schreitet auch die Erfahrung voran. Nachdem man mehrere verschiedene Uhren probiert hat, wird oft eine Präferenz gesetzt. Diese kann beispielsweise eine bestimmte Marke, eine Art von Uhr, oder eine Komplikation sein. Für manche ist es das Erfüllen von Spezifikationen, das eine Sammlung ausmacht. Andere sammeln Uhren, die James Bond getragen hat. Jeder Sammler findet eine individuelle Richtung oder Nische, mit der man sich identifizieren kann.
Die philosophische Erkenntnis
Währen Sammler in ihrer Reise voranschreiten, entsteht ein tiefsinniges und klares Verständnis für Uhren und ein eigener Geschmack. Es ist eine Phase, in der es weniger um das Anhäufen von Uhren geht, sondern viel mehr um die Jagd nach besonderen Uhren. Dabei gibt es viele Eigenschaften, die eine Uhr besonders machen. Dies ist beispielsweise eine geringe Produktionszahl, ein seltenes Zifferblatt oder bei Vintage Uhren einfach ein makelloser Zustand. Man schätzt die Uhr nicht nur als schicken Zeitmesser, sondern als ein Stück Kunst, Kultur und Geschichte.
Bild: windvintage.com
Veränderter Geschmack
Dass der Geschmack sich entwickelt, ist eine natürliche Gegebenheit. Ein Sammler, der Chronographen präferiert hat, interessiert sich auf einmal für Vollkalenderuhren. Dieser Umschwung ist vor allem dem Interagieren mit anderen Sammlern auf der Welt verschuldet. Man erweitert seinen Horizont erneut und erkennt, dass man in der Uhrenwelt nie auslernt. Während der Geschmack sich ändert, bleibt die Neugierde und Leidenschaft für die Uhr erhalten, die sowohl funktionale als auch ästhetische Zwecke erfüllt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwicklung eines Uhrensammlers eine fesselnde Geschichte ist, die sich durch Phasen der Initiation, der Erkundung, des Sammelns, der philosophischen Erkenntnis und schließlich des veränderten Geschmacks zieht. Auf dieser Reise spiegeln die Vorlieben der Sammler ihr individuelles Wachstum, ihre Erfahrungen und ihre Wertschätzung für die Vielseitigkeit der Uhrenwelt wider. Ob das Herz nun für klassische Eleganz, moderne Innovation oder etwas ganz anderes schlägt, der Weg eines Uhrensammlers ist ein Zeugnis für die zeitlose Anziehungskraft der Uhrmacherei. Und dies trifft mit Sicherheit nicht auf alle Sammler zu, aber das ist das Schöne an dem Hobby: Es gibt weder Norm noch Regel.