In einem überraschenden Schritt betritt der renommierte Schweizer Uhrenhersteller Rolex ein neues Terrain: Das Traditionsunternehmen aus Genf übernimmt nach einer fast hundertjährigen Partnerschaft die renommierte Juwelier- und Uhrenkette Bucherer und wagt sich damit erstmals direkt ins Geschäft mit Endkunden. Die Rolex SA verkündete diese bahnbrechende Übernahme, ohne jedoch die finanziellen Einzelheiten der Transaktion preiszugeben. Diese Entwicklung fügt sich nahtlos in das Bild von Rolex als Meister der Geheimhaltung. Das Unternehmen, 1905 von Hans Wilsdorf gegründet und heute im Besitz einer Stiftung, hütet sogar die schlichte Information über seine jährlichen Verkaufszahlen wie ein Staatsgeheimnis. Schätzungen der Analysten deuten darauf hin, dass die jährlichen Verkäufe bis zu 1,2 Millionen Einheiten erreichen könnten, was bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis von 10.000 Franken auf einen beeindruckenden Jahresumsatz von bis zu 12 Milliarden Franken hinauslaufen könnte. Dies macht Rolex zweifellos zur führenden Premium-Uhrenmarke weltweit. Laut einer Morgan Stanley Studie ist Rolex die neue Nummer 1 mit einem Marktanteil in der Schweiz von 28,8 Prozent.
Bild: bucherer.com
Der Luxusuhrenmarkt erlebt einen Wendepunkt: Rolex erwirbt das alteingesessene Traditionsunternehmen Bucherer für geschätzte vier bis fünf Milliarden Franken. Sowohl Rolex als auch Bucherer haben sich bisher bedeckt gehalten, was angesichts der branchenüblichen Verschwiegenheit wenig überraschend ist. Tatsächlich handelt es sich um einen historischen Schritt: Die angesehene Uhrenmarke Rolex übernimmt das 135 Jahre alte Schweizer Familienunternehmen Bucherer und tritt damit in den Einzelhandelssektor ein. Der Grund hierfür ist, dass Jörg Bucherer, der Seniorchef von Bucherer, keine direkten Erben hatte, denen er das Unternehmen hätte übergeben können.
Damit betritt Rolex völlig neues Gebiet, denn bisher hatte die Marke zwar den Verkauf ihrer Uhren an die Öffentlichkeit unterstützt, jedoch keine direkte Beteiligung daran gezeigt. Abgesehen von einer eigenen Markenboutique in Genf, dem Sitz von Rolex, hatte das Unternehmen bislang eine gewisse Distanz zu seinen Einzelhandelspartnern gewahrt. Doch diese Haltung änderte sich mit der gemeinsamen Pressemitteilung beider Unternehmen am 25. August 2023, in der die Übernahme der Bucherer-Gruppe angekündigt wurde. Doch wie kam es zu diesem bemerkenswerten Schritt? Und was bedeutet es für die Zukunft? Zumal Rolex nun so gesehen an den mittels Bucherer verkauften Uhren, worunter viele namhafte Marken, wie Omega oder Breitling zählen, mitprofitieren wird.
Während viele Aspekte dieser Übernahme noch im Dunkeln liegen, ist es allgemein bekannt, dass Schweizer Unternehmen nur ungern die Kontrolle an Nicht-Schweizer abgeben. Dennoch waren Bucherer und Rolex offenbar einer Meinung: Der Kauf diente dem besten Interesse beider Unternehmen, ihrer Mitarbeiter, des Einzelhandelsnetzes und sogar der anderen Marken, die Bucherer führt. Rolex versichert, dass Bucherer "sein Geschäft weiterhin unabhängig führen wird".
Rolex: Stabilität durch Übernahme
Um die Gründe für diese Übernahme zu verstehen, muss man die immense Bedeutung von Rolex in der Uhrenindustrie würdigen. Ein erheblicher Anteil der verkauften Luxusuhren trägt das Rolex-Emblem, wodurch das Unternehmen seit Jahren der erfolgreichste Hersteller von Luxusuhren ist. Diese starke Marktposition ermöglicht es Rolex, unabhängige Einzelhändler nicht zu verärgern, während andere Marken möglicherweise besorgt sind, dass Rolex versuchen könnte, in ihre Vertriebsstrukturen einzudringen. Dieser Schritt könnte somit dazu dienen, die Marktstabilität zu gewährleisten und sicherzustellen, dass die ethischen und fairen Grundsätze des Rolex-Verkaufs aufrechterhalten werden.
Zudem ist Rolex für ihre nachhaltigen Führungsentscheidungen bekannt. Der Erwerb von Bucherer ermöglicht Rolex umso tiefer in den Markt einzugreifen. Welchen genauen Einfluss es auf uns Uhrensammler haben wird, lässt sich erst im späteren Verlauf feststellen. Dennoch kann man beruhigt bleiben, zumal Bucherer sein Geschäft weiterhin unabhängig führen wird.