Sie interessieren sich für Tauchuhren, wie die Rolex Submariner, Omega Seamaster oder Tudor Pelagos? Dann haben Sie mit großer Wahrscheinlichkeit von dem Heliumventil (zu Englisch: Helium-Escape Valve) gehört. Vielen Sammlern ist dieses faszinierende, kleine Feature jedoch unbekannt, oder sie könnten nicht genau erklären, was es tut. Begeben wir uns zusammen auf eine Unterwassertour, um das Heliumventil und seine Bedeutung genaustens zu erforschen!
Bekannt ist: ab einer gewissen Tauchtiefe benötigt man ein Heliumventil zur Gewährleistung der Wasserdichte. Aber schauen wir uns erstmal dessen Geburtsstunde an...
Bild: phillips.com
Geschichte des Heliumventils
Mit der Vorstellung der weltweit ersten wasserdichten Uhr von Rolex im Jahr 1926 war es drum noch nicht getan. Man beobachtete, dass sich das Glas der Tauchuhr beim Auftauchen auf vermeidlich magische Weise vom Gehäuse löste und dies die Uhr sofort unbrauchbar machte. Lebensbedrohliche Situationen unter Wasser erforderten, dass die Uhr mit vollkommener Sicherheit in der Tiefe funktionsfähig bleibt.
Ihr Streben nach Innovation und Präzision brachte Rolex dazu -in Kollaboration mit dem französischen Tauchunternehmen COMEX- die Uhren umso resistenter gegen Wasser zu bauen. Es entstand ein Ventil, welches im Gehäuse der Uhr eingelassen wird, um überflüssiges Helium sicher aus dem Inneren der Uhr zu befördern, ohne dass Wasser eindringt.
Bild: rolex.com
Die Chemie dahinter
Nun frischen wir unser Schulwissen aus dem Chemieunterricht auf: während Tauchexpeditionen befinden sich Taucher in einer heliumreichen Umgebung, da oftmals ein Sauerstoff-Helium Gemisch (Trimix) zur Beatmung genutzt wird. Diese Heliummoleküle sind so klein, dass sie von den Dichtungen des Gehäuses nicht aufgehalten werden und somit in das Innere der Uhr geraten.
Erst wenn der Taucher sich näher in Richtung Wasseroberfläche begibt und somit der Umgebungsdruck sinkt, wird es gefährlich: Tauchuhren sind dazu konzipiert extremen Druck von außen standzuhalten, jedoch würde Druck vom Inneren der Uhr eine Gefahr darstellen. Die beim Auftauchen in der Uhr gefangenen Heliummoleküle beginnen sich, aufgrund des sinkenden Drucks, in ihrem Volumen zu expandieren.
Mithilfe des Heliumventils ist es möglich, den Überdruck im Inneren der Uhr gefahrlos auszugleichen, ohne dass Wasser eindringt.
Bild: monochrome-watches.com
Die technische Raffinesse
Lassen Sie uns nun einen schärferen Blick auf die technische Arbeitsweise und die Arten des Heliumventils werfen. Wird eine Tauchuhr starkem Überdruck ausgesetzt, beispielsweise beim Tauchen, so bilden sich beim Auftauchen innerhalb des Gehäuses Heliummoleküle, die eine immense Belastung auf das Gehäuse ausüben. Da das Glas eine Schwachstelle darstellt, war es oftmals das erste Teil, was versagt.
Hier kommt das Heliumventil ins Spiel. Es sind grundsätzlich zwei Typen von Heliumventilen zu unterscheiden:
Automatisches Heliumventil
Bild: muehlbacher.de
Meist findet man bei Tauchuhren mit Heliumventil an der linken Flanke des Gehäuses einen kleinen Kreis, der flach im Gehäuse eingelassen ist, beispielsweise bei der Rolex Sea-Dweller und Deepsea. Es ist ein Druckausgleichsventil, welches mithilfe einer speziellen Feder sicherstellt, dass das Ventil nur einseitigen Druckausgleich erlaubt.
Eine weitere Art des automatischen Heliumventils ist bei den Tauchuhren von Seiko zu finden: anstatt eine mechanische Komponente für den Druckausgleich zu bauen, entwickelte Seiko eine Tauchuhr mit einer Gehäusestruktur, die das Eintreten von Heliummolekülen erst gar nicht erlaubte. Die Uhren seien rund 10-mal dichter als andere Tauchuhren und behandeln das Heliumproblem somit gleich an dessen Wurzel.
Manuelles Heliumventil
Vor allem bei der Omega Seamaster 300 fällt eine Besonderheit am Gehäuse auf: eine zusätzliche Krone bei 10 Uhr. Dies ist ein Druckausgleichsmodul, welches bei Benutzung manuell aufgeschraubt werden muss. Auch wenn ein automatisches Heliumventil einem manuellen technisch überlegen ist, hat es keinen allzu großen Einfluss, da diese Funktion bei einer Luxusuhr in heutiger Zeit nur in den seltensten Fällen praktische Anwendung erhält.
Ein Heliumventil ist, so wie unzählige weitere Komplikationen einer Luxusuhr, aus heutiger Sicht nichts weiter als eine faszinierende Spielerei. Auch wenn es Menschen gibt, die eine Luxusuhr wirklich zum Tauchen kaufen, ist sie für die meisten Menschen einfach ein Symbol für die reiche Geschichte der Armbanduhren und oftmals ein Gesprächsstarter.